Die Schnittstelle zwischen systemisch- erlebnispädagogischem Arbeiten in der Natur und schamanischem Arbeiten in, mit und durch die Natur
Hier werden Möglichkeiten beleuchtet, die die Anwendung systemischer und erlebnispädagogischer Mittel im Naturraum eröffnen, um Menschen in eine tiefe und fruchtbare Verbindung mit der Natur und deren Wirkungsfeldern zu bringen und ihnen so auch einen Zugang in die Ebenen schamanischer Erfahrungen, Erkenntnisse, Rat, Unter- stützung und Heilung – vor allem durch die Natur – zu ermöglichen.
Schamanische Leitung und schamanische Erfahrung der TeilnehmerInnen im Kontext dieser Arbeit: Pädagogen, Begleiter, Therapeuten, Schamanen sind verschiedene Figuren mit verschiedenen Handlungs- und Zielvorstellungen, Arbeitsansätzen und Horizonten, haben aber auch gemeinsame Schnittmengen. Tauchen TeilnehmerInnen in die transpersonalen, schamanischen Schichten ein, unterscheiden sich ihre Erfahrungs- Erkenntnis- Lösungs- und Heilprozesse auch von den in anderen Ebenen gemachten. Jeder Mensch bildet ein in sich geschlossenes und doch gleichzeitig geöffnetes System, die Menschen und Gruppen untereinander bilden Systeme, die Natur ist eine komplexe Verbindung vieler Systeme und jeder Mensch bildet mit der Natur wiederum ein System. Der Mensch stellt persönliche Ordnungen, Beziehungen her zu Settings, Erlebnis- und Wirkungsräumen und Methoden und schafft sich so weitere Systeme. Aus schamanischer Sicht sind nicht nur die Erde und ihre Bewohner systemisch verbun- den, sondern diese auch mit parallelen Welten, dem Universum, dem göttlichen und Numinosen. All diese unterschiedlichen Systeme und Teile wirken aufeinander, ihre Prinzipien treten zueinander in Beziehung und beeinflussen sich wechselseitig. Der schamanische Ansatz fördert aktiv diese systemische Wechselwirkung, die Befruchtung zwischen dem Mensch, der Natur und dem Nichtsichtbaren, dem Nichtalltäglichen. Im Rahmen dessen bleiben jedoch Spielräume für die Balance zwischen Aktiv und Passiv, zwischen Tun und Nichttun, zwischen Handeln und Geschehenlassen. Bei der praktischen Arbeit spielen unter dem Gesichtspunkt dieser Schnittstelle zwei Faktoren eine unterschiedliche und sich ergänzende Rolle:
Zum einen die durch das Setting, die Methoden, die Natur und eventuelle schamanische Erlebnisse gemachte Selbsterfahrung der TeilnehmerInnen, ihre eigenen Erkenntnisse, Entwicklungs- und Heilprozesse. Geht es ausschließlich darum, dann sorgt auch eine schamanisch orientierte Leitung nur für das entsprechende Setting und sinnvolle Methodenvorschläge. Wenn TeilnehmerInnen selbst schamanisch reisen können, stellt dies natürlich einen weiteren, zentralen Schnittpunkt her, da sie optionieren können, wann sie welche Vorgehensweise wählen, wie sie das Setting, die Symbole und Metaphern und ihren Zugang in die Natur gestalten und vertiefen. Zum anderen die Informationen und Handlungsoptionen, die der begleitende Schamane aus der Natur, der Nichtalltäglichen Wirklichkeit und von den Teilnehmern erhält, sie anwendet und die Rituale und Aktionen, die er selbst in den Verlauf einbringt. Je nach Wunsch und Absprache können diese beiden Ebenen nun bewusst miteinander kombiniert werden oder nicht. Ist eine Verbindung der beiden Ebenen vom Teilnehmer erwünscht, so wird eine gewisse Grundhaltung des systemisch-erlebnispädagogischen Verhalten seitens der schamanisch orientierten Leitung aufgegeben:
Christine Lindenthaler: „Die Erlebnispädagogik braucht Persönlichkeiten, denen es gelingt, sich in einer Hinsicht auf dieselbe Ebene mit ihren Zielgruppen zu stellen: Dass sie nicht diejenigen sind, die etwas lehren, sondern dass sie lediglich jemand sind, der oder die aus einer spezifischen Kompetenz heraus Impulse für das Lernen anderer setzten. Sie ist selbst Teil dieses Lernens, da sie Teil des Systems ist.“ „Dabei sind die KlientInnen ihre eigenen ExpertInnen für Lösungen. Dies wird durch die pädagogische Haltung des „Nichtwissens“ bekräftigt: Auf Diagnostik wird weitgehend verzichtet, da diese die Sicht des Beobachters wiedergibt und so den Blick für die Lösungen des Klienten verdecken kann.“ Diese Grundhaltung wird bei einer Kombination der beiden oben genannten Ebenen teilweise verlassen. Allerdings ist dabei die Pädagogik, die erzieherische Aufgabe, die Ebene des Lernen / Lehrens gar nicht der entscheidende Faktor, sondern die Ebene der Erkenntnis und des Heilens. Dass TeilnehmerInnen und KlientInnen ExpertInnen für ihre eigenen Lösungen sind wird dabei nicht in Frage gestellt. Über die Tiefenschichtung und den transpersonalen Bereich der schamanische und naturbezogenen Arbeit können aber sowohl durch die TeilnehmerInnen selbst, durch die Natur und die schamanische Begleitung zusätzliche Erkenntnisse, Hilfen und Ressourcen gefunden werden, die sonst nicht zugänglich wären.
Das System Menschen weiß sehr oft, sehr wohl und sehr gut was es brauchen kann und was nicht, wie Selbstheilung und Selbstwerdung aktiviert werden können. Und andererseits ist es oft sehr deutlich, dass Störungen in genau der Selbstmachung dies verhindern und dem entgegenwirken. Häufig sind diese Störungen dem Menschen nicht bewusst, verdrängt, blinde Flecken oder wirken von Außen oder aus der Zeit auf ihn ein. Dies ist oft verbunden mit dem Verlust von eigenen Kräften, Seelenteilen und Fähigkeiten, die es zurückzuholen gilt um wieder Vollständigkeit und Handlungsfähigkeit herzustellen, um wieder sich selbst zu werden und die eigene Identität zurück zu erlangen. Auf dieser Basis können die einst hilfreichen, aber heute hinderlichen, aus dem ehemaligen Trauma, Verlust resultierenden Verhaltensmuster bewusst gemacht und der Prozess der Änderung eingeleitet werden. Denn wenn jedes Verhalten einen systemerhaltenden Sinn hat, dann führt ein in seinem Inneren verletztes oder gestörtes System oft zu einem Verhalten, das genau diesen Zustand aufrechterhalten möchte. Und an diesem Punkt setzt die schamanische Arbeit an und verlässt den pädagogischen Rahmen.
Selbsterkenntnis – Erkenntnis durch die Natur – Erkenntnis durch die begleitende Person. – Selbstheilung – Heilung durch die Natur – Heilung durch die begleitende Person.
Im Gruppenkontext kommen dabei natürlich die gruppendynamischen Faktoren, die Gruppenenergie, der Gruppenraum, Störung und Unterstützung durch die Gruppe, das Verhältnis Individuum zu Gruppe noch hinzu. Die schamanische Begleitung wechselt je nach individuellem Bedarf und Wunsch der TeilnehmerInnen ihre Funktionen. Begleiten, Beraten, Coachen, Heilen. Unabhängig davon können die TeilnehmerInnen jedoch über eigenes schamanisches Vermögen oder das Eintauchen in die Natur schamanische Erfahrungen machen.
Arbeiten in, mit und durch die Natur: Die Fülle der Natur bietet einen spannenden Weg zu Wachstum, zur Entfaltung der persönlichen Potentiale, der eigenen Identität und Spiritualität. Sie öffnet Herz und Geist. Das Arbeitsprinzip der Tiefenschichtung führt von der Natur als Landschaft in die Natur als Spiegel der Seele, vom Außen in das Innen, von dem Ich in der Natur zu der Natur in mir. Die Basis bildet das unerschöpfliche Potential der Natur. Sie ist eine stetige Quelle der Information, Kraft, Erkenntnis, Inspiration, Heilung und Erfahrung, sie zentriert auf das Wesentliche der Dinge. Ihre Erlebnisräume bieten die Rahmenbedingungen und das Setting. Die konkrete Naturerfahrung bildet die Grundlage für Erlebnisse, Interpretationen und Prozesse. Der Lernraum Natur vertieft die Erfahrung, gibt Antworten und Analogien, lotet Grenzen aus, fördert Ressourcen und Lösungen. Die metaphorische Naturerfahrung gibt Bedeutung, stellt Bezüge her, gibt Impulse. Ob von der Leitung bewusst eingesetzt oder spontan beim Teilnehmer entstanden. Die energetische Naturerfahrung ermöglicht einen weiteren, schon tieferen Zugang, da hierzu das Spüren und andere Wahrnehmungsmöglichkeiten sensibilisiert werden. Durch das tiefe Eintauchen in den Heilraum Natur werden physische, emotionale, soziale und spirituelle Erfahrungen gemacht, Heil- und Erkenntnisprozesse in Gang gesetzt, der Blick auf das Leben, die eigenen Verhaltensweisen erneuert. Dabei ist die Erfahrung der transpersonalen, archaischen und elementaren Qualitäten der Natur der entscheidende Punkt, das handelnde Agens an sich und die zusätzliche Umsetzung in rituelle Prozesse und Rituale kann von großer Hilfe sein. Die Seele weiß um die Vernetzung dieser Dinge, der Verstand braucht Zugang zu diesem Wissen, damit der Mensch in ein tiefes Verbundensein, die Religio, die Rückbindung an die Quelle des Lebens kommen kann, zurück zu sich nach Hause. Die Seele der Natur tritt in Kontakt mit seiner Seele.
Hier wechselt die Wahrnehmung und Erlebnisqualität der Teilnehmer in die schamanische Naturerfahrung. Sie können in Kontakt mit den Wesenheiten der Natur, ihren personifizierten Wirkungsqualitäten und Kräften kommen, mit ihnen in Kommunikation treten und damit mit sich selbst. Im Eintauchen in den Raum Natur als Spiegel der Seele und damit in die eigenen inneren Räume, den heiligen Raum, wird das Außen zum Innen und das Innen zum Außen. In diesem Zustand des Geöffnetseins handelt die Natur im und durch den Mensch und der Mensch in der Natur. Sein Tun im Außen wirkt im Innen, sein Innenerleben im Außen. Tiefe Erkenntnis- Veränderungs- und Heilprozesses können zur Neugestaltung in der Seele, der Psyche, im Körper führen.Diese transpersonale Schicht der Nature ist ebenso auch eine der zentralen Quellen, aus der die schamanische Leitung ihre Informationen und Hilfen bekommt.
Der eigentliche Schnittpunkt zur schamanischen Arbeit liegt also zum einen in der spirituelle bis hin zur initiatorischen Naturerfahrung, dem bewussten oder von selbst entstandenen Eintauchen in den sogenannten Flow. Diese spirituelle Naturerfahrung kann mit nichtschamanischen und schamanischen Vorbereitungen begünstigt und meist hervorgerufen werden. In welche Tiefenschichtung dies dann führt ist von verschiedenen persönlichen und initiatorischen, sowie zeitlichen Faktoren abhängig. Wer etwas schamanisch reisen kann, kann dies unter den entsprechenden Rahmenbedingungen meist sehr zügig herbeiführen. Zum anderen liegt ein Schnittpunkt auch in der gezielten schamanischen Arbeit mit den Verbündeten aus der Natur. Sei es von Teilnehmerseite aus oder von Seiten der Leitung. Wird dies gewünscht oder beabsichtigt, dann können systemische, erlebnispädagogische und erlebnistherapeutische Settings und Methoden diesen Prozess auf verschiedenen Ebenen sehr fördern. Um die Pforten in die transpersonalen Bereiche, die Nichtalltägliche Wirklichkeit zu öffnen können unter anderem eingesetzt werden:
Das Waldleben, ein Trekking, das in der Natur unterwegs sein, die Auswahl geeigneter Orte und deren Qualitäten, das Training der 2ten Aufmerksamkeit, die Art sich in der Natur zu bewegen, die verschiedenen Gangarten, die Poetik des Benennens, Sinnes- und Wahrnehmungsübungen, das Betrachten, die Schau, das heilige Schweigen und das Abschalten des inneren Monologs, das Solo, der Medicinwalk, die Visionssuche, Tanz und Musik, Angstabbau, Nachtarbeit, das Training der Verbindung mit Pflanzen und Tieren, die Arbeit mit Symbolen und Metaphern, Imaginationsarbeit,Geschichten und Mythen, Rituale, Elementearbeit, Medicinradarbeit, Innenreisen, Innenschau, das Öffnen innerer Räume, die Arbeit mit archetypischen inneren Figuren, …..
Neben diesen Dingen kann zu dem selben Zweck aus dem schamanischen Fundus eine ganze Palette von Methoden eingesetzt werden. Sei es über die Verbindung mit der Natur, sei es aus anderen Bereichen der Nichtalltäglichen Wirklichkeit und dem Numi- nosen, Heilrituale, unterstützende Checkreisen, Wirkqualitäten aus der Pflanzen- oder Tierwelt zur Prozessunterstützung, die Arbeit mit den Ahnen und Ortsqualitäten, das Werden von etwas anderem, Innen- und Außenreisen. Kombinationen bilden eine weitere, effektive Schnittstelle. Wirkungsräume und Kräfte auf verschiedenen Ebenen, im Außen wie im Innen werden miteinander verbun- den, unbewusste und bewusste, nichtalltägliche und alltäglichen Bereiche ineinander verwoben.
Rituale: Rituale bilden eine weitere Schnittstelle. Hier können Kombinationen stattfinden, die mehrschichtige Erfahrungs- und Gestaltungsebenen ermöglichen und verbinden. Systemisch – symbolisch- raumgestaltend – metaphorisch – szenisch -imaginativ – schamanisch – heilerisch, verschiedene Ebenen und Methoden, die über das Außen in das Innen und den transpersonalen Bereich führen. Rituelle Gestaltungen als zeremonielle Inszenierungen, als verstärkender Rahmen bilden noch keine solche Schnittstelle, können aber ein gestalterisches und fokussierendes Mittel zur Durchführung oder zur Vorbereitung von Ritualen sein. Rituale, die in transpersonale Bereiche führen, benötigen keinen religiösen oder tradierten Kontext. Sie können mit dem notwendigen Wissen und Können an sich gestaltet und durchgeführt werden. Dabei können Grundstrukturen solcher Rituale sehr wohl aus tradierten Ritualen stammen. Letztlich ist beim Ritual der Inhalt, die besprochene, abgestimmte Absicht und das Ziel, die richtige und stimmige Durchführung, die subjektive Makellosigkeit im Bezug zum Klienten oder der Gruppe entscheidender als die äußere Form. Schamanische oder heilerische Rituale wie das Seelenboot, der Raum ohne Konflikte, ein Heilkreis, die Medicinradarbeit, ein Feuerritual, das Durchtrennen der Schicksals- fäden, ein Extraktionsritual, ein Soundhealingritual, usw. können wunderbar mit ritueller Gestaltung, der Arbeit mit Naturmaterialien oder szenischer Darstellung, mit Metaphern- arbeit, im Naturraum, an Kraftplätzen, mit Objekten aus der Natur verbunden und kombiniert werden.
Metaphern, Bilder, Geschichten: Einen weiteren Schnittpunkt stellt die Arbeit mit Metaphern, Geschichten und Bildern dar. Sie helfen innere Vorstellungen zu entwickeln, Identifikationen herzustellen, Prozesse zu generieren, bieten Anker, Eingangstor oder Landkarte. Sie verbinden Außen und Innen. Sie geben eine Richtung vor und sind doch völlig subjektiv verwend- und gestaltbar. Sie können in innere Landschaften und Prozesse, zu inneren Figuren und Aspekten bis hinunter in tiefe Schichten führen und zum heilsamen Agens werden. Metaphern und Metapherngruppen wie z.B. Fluss, Zusammenfluss, Flusstrekking, Flusslandschaft, Lebensfluss, Lebensboot, Gruppenboot, Lebensfeuer, Lebensbaum können zur Leitlinie, zur Ablaufstruktur verwoben werden und ihren Ausdruck in Ritualen und in der Arbeit mit Naturmaterialien finden, sich sich in Objekten aus der Natur und Symbolen spiegeln, können in räumlichen und rituellen Gestaltungen verwendet werden. Bishin zu Metapherncollagen, in denen sich die TeilnehmerInnen tagelang bewegen, in und über die sie in unterschiedliche Erlebnis- und Wahrnehmungsräume eintauchen können, bis hin zu transpersonalen Schichten.
Elementearbeit: Elementearbeit bietet ebenfalls eine gute Schnittstelle zu schamanischem Arbeiten. Über das reale Tun im Außen, durch die Verbindung mit Metaphern, dem Hineingehen in die Energiewahrnehmung, dem Einsatz der systemischen Elementebalancierung im Menschen – sowohl persönlich gestaltet wie auch durch Andere in Ritualform – durch das Eintauchen in Geschichten und innere Bilder dient sie auf verschiedenen Ebenen als Pforte und unterstützendes Mittel um in andere Bereiche vorzustoßen. Elementare Verschreibungen, Elementeatmung, Elementevisualisierung und Elementelieder können zur Unterstützung und Balancierung sowohl der Gruppenenergie, des Gruppenprozesses, wie auch persönlicher Prozesse, als Begleitelement der Metaphernarbeit oder bei den Ritualen und auch als Moderationstechnik eingesetzt werden.
Arbeiten mit Naturmaterialien und szenisches Arbeiten: Wie bei den bisherigen Bereichen auch ist die Arbeit mit Naturmaterialien ein wunder- bares Feld, Schnittstellen in schamanisches Handeln und Erleben herzustellen. Sie ritualisiert, schafft einen äußeren Rahmen, gibt Gestalt, verdeutlicht die Metaphern, fördert innere Prozesse, ist hervorragend für diagnostische Zwecke geeignet und dient als Pforte in andere Welten und transzendente Bereiche. Vom Objekt zum Symbol, vom Symbol zur Schau, von der Schau zum Wesen. Aber auch die Natur – der phänomenologische Kontext – bildet von sich aus Schnittstellen und öffnet Pforten. Zur Arbeit mit Naturmaterialien als Schnittpunkt in die schamanische Trance kann man auch körperbezogenes und szenisches Arbeiten hinzuzählen, ob individuell oder in der Gruppe, ob frei oder thematisiert bis hin zur Darstellung komplexer Geschichten oder Mythen. Selbst eine systemische Aufstellungsarbeit kann in eine Geschichte, ein Stück Theater überführt werden und eine mögliche Schnittstelle sein. Die Körperbemalung, die Maske, das Kostüm aus Pflanzen, Steinchen, Federn und Fellen das man herstellt und in das man hinschlüpft, die Rolle, in die man geht sei es als Tier, oder als Ausdruck einer inneren Figurine, die damit verbundenen Bewegungen, Haltungen oder Tänze wirken als enormer Katalysator um in andere Bewusstseinszu- stände, Wahrnehmungsebenen und transpersonale Schichten vorzustoßen und um in tiefe Verbindungen mit der Natur und ihren Phänomenen zu gelangen.
Raumgestaltung, Räume, Plätze: Im Bezug zum Thema der Schnittstelle ist die Kombination unterschiedlicher Raumeben- en von Bedeutung. Es gibt Räume im Außen, im Innen und virtuelle Raumwirkungsfelder, die miteinander verknüpft sind oder verzahnt werden können und so systemisch wirken. Im Außen sind es die Landschaft, die Orte an denen man unterwegs ist oder arbeitet, die Qualitäten von Plätzen, die Natur mit ihren äußeren und inneren Wirkungskräften. Im Innen die sind es die psychischen, seelischen, emotionalen und geistigen Felder, ihr visualisierbarer Ausdruck als Räume, Orte und Figuren, Seelen- und Körperlandschaften. Mit den virtuellen Räumen ist eine ganze Palette von Wirkungsfeldern installierbar, die sowohl individuell wie im Gruppenkontext eingesetzt werden können.
Einige Beispiele:Der Herzraum, der Raum der Liebe, ein Schutzraum, der Raum des Dunkel, die Gruppen- seele, das Gruppenherz, das Feuer der Ahnen, ein Heilraum, der Raum ohne Konflikte, die Kathedrale der Erde, ein Elementeraum, das Gruppenfeuer, das Medicinrad und so weiter. Diese Raumebenen lassen sich über verschiedenste Mittel miteinander verbinden, um das Außen mit dem Innen und den Wirkungsfeldern wechselseitig zu verknüpfen. So entsteh- en komplexe systemische Interaktionsebenen und Wirkprozesse.
Imaginations- und schamanische Reisearbeit: Geführte Trancereisen zu Orten, Begebenheiten und Wesenheiten in und außerhalb des Menschen, erzählte Mythen, freie Imaginationsarbeit und schamanische Reisen oder die Kontaktaufnahme mit Steinen, Orten, Pflanzen, Bäumen oder Tieren und der Landschaft, mit den Ahnen von Orten, dem Rufen der Verbündeten aus den anderen Welten bilden weitere Schnittstellen, nur diesmal von der anderen Seite her. Die Kombinationen mit realen Orten, Ritualen und Zeremonien, mit entsprechenden atmosphärischen Settings, mit Tanzen, Trommeln, Singen und Schweigen, mit Spüren und Visualisieren, im Kostüm der Naturmaterialien schaffen natürlich hier exzellente Möglichkeiten.
Schlusswort: Die Schnittstellen zwischen systemisch- erlebnispädagogischem Arbeiten in der Natur und schamanischem Arbeiten in, mit und durch die Natur kann von beiden Seiten aus angesteuert, die Pforten geöffnet werden. Wie die dargestellten Beispielfelder zeigen, ermöglicht systemisch- erlebnispädagogisches Arbeiten, vor allem in und mit der Natur, viele Schnittstellen zum schamanischen Arbeiten in, mit und durch die Natur. Die Natur mit ihren unterschiedlichen Qualitäten, der Mensch mit seinen Fähigkeiten in verschiedenste Bewusstseins- und Trancezustände einzutauchen, der Einsatz unter- schiedlichster systemischer, erlebnispädagogischer Mittel und Methoden sowie das Wirken der Verbündeten aus den anderen Welten gehen wunderbar Hand in Hand. Und eigentlich waren schon vor Jahrtausenden und sind noch heute viele gebräuchlichen Methoden und Mittel der Erlebnispädagogik Bestandteil von Ritualen, Zeremonien, von Bräuchen, Todes- und Initiationssettings, oder der Heilarbeit nativer Völker rund um den Globus. Auch systemische Settings unterschiedlichster Art, die Einbeziehung der Gruppe oder des Clans waren und sind schon immer Bestandteil schamanischer Arbeit.
April 2010, Klaus Roggors